Über eX...it!´07
Thema des eX...it!'07 -Festivals ist Lokal-Global. Inwieweit
verändern sich Kunstformen, die nur eine lokal begrenzte
Entstehungsgeschichte haben, wie das einstmals lokale Phänomen
ButohTanz durch eine weltweite Verbreitung? Und wie haben sich der
zeitgenössische Tanz und Butoh wechselseitig beeinflusst?
Sushi, der wohl bekannteste japanische Export-Schlager ging in
wenigen Jahren um die Welt und zurück und blieb dennoch weitgehend
das, was es immer war: Sushi.
Doch wie verhält es sich mit dem Tanz aus Japan, speziell dem
Butoh? Einstmals eine eher lokale, nämlich auch originär
japanische Erscheinung, gewann auch er, speziell in den 80-er
Jahren, immer mehr an Popularität und nahm Einzug auf europäischen
Bühnen. Im Gegenzug versuchte sich die japanische Hochkultur mit
Ballett und modernem/zeitgenössischem Tanz immer mehr am
westlich/amerikanischen Tanzstil zu orientieren und eigene Wurzeln
mehr und mehr zu verdrängen.
Macht die allgemein um sich greifende Globalisierung vor dem Tanz
halt? - Nein!
Von den TänzerInnen wird heute geradezu erwartet, dass sie sich in
mehreren Stilen zu Hause fühlen, schließlich ist doch gerade der
Tanz international und grenzüberschreitend.
Oder gibt es doch Grenzen, individuell bei Tänzern und Tänzerinnen
oder gar beim Tanzstil?
Ob Sushi oder Tanz, die Welt ist merklich zusammengerückt. Wir
leben in einer Welt, in der Informationen und Bilder überall
virtuell verfügbar sind. Die Welt wird anscheinend erklär- und
beherrschbar. Doch alles Wissen und alle Technik führen nur dazu,
dass die Geheimnisse der Welt entzaubert werden und wir an dieser
Überflutung abstumpfen. Nur noch Extreme holen uns hinter dem Ofen
hervor und dabei bleibt die menschliche Ethik auf der Strecke.

eX...it!´07 ist eine künstlerische Annäherung an neue Denkansätze
zur Überwindung der tiefen Identitätskrise, in der wir uns seit
dem Jahrtausendwechsel befinden, verursacht durch dekadentes
Wohlstandsdenken und geistigen Überdruß an unserer virtuellen
Allmacht. Die rapide technische Entwicklung des 20. Jahrhunderts
hat uns zwar schon auf die Oberfläche des Monds gebracht - aber
auch erst an den Rand des Abgrunds eines nuklearen Krieges und
dann dank der immer stärker werdenden Globalisierung an eine
ökologische und soziale Katastrophenschwelle.
Haben wir noch alles im Griff? Wo bleiben eine Kultur des
Miteinanders, neue Werte und Entwicklungen der zivilisatorischen
Substanz unserer Gesellschaft?
Warum eine immer intensivere Suche nach dem ultimativen Kick neuer
Extreme?
Langweilt uns das „normale“, allseits abgesicherte Leben immer
mehr? Haben wir schon alles gesehen, alles erlebt, wenn auch das
meiste nur virtuell? Dabei bleibt die körperliche Erfahrung oft
aus und wir suchen immer wieder das Sensationelle, um unsere
Existenz spüren zu können.
Doch wohin führen diese zunehmenden Kräfte exzentrischer Gier und
Zerstörungswut?
eX...it!´07 lädt 2007 zum Thema Globalisierung nur japanische
TänzerInnen und ChoreographInnen ein, je vier VertreterInnen des
japanischem Butoh und des modernen/zeitgenössischen japanischen
Tanzes, um an deren Werdegang dem globalen Zeitgeist nach zu
gehen.
Wie sieht es mit der tänzerischen Identität aus? Welcher der
beiden Tanzstile ist eher lokal oder/und auch global verständlich?
Wie sieht japanischer zeitgenössischer Tanz im Gegensatz zu Butoh
eigentlich aus? Gibt es überhaupt Gegensätze? Sind dort nicht auch
Butoh-Elemente zu finden, oder ist Butoh auch
modern/zeitgenössisch? Welches Gefühl verbindet junge japanische
zeitgenössische TänzerInnen mit Butoh und umgekehrt?
Gibt es VertreterInnen bei denen im Laufe ihrer Karriere eine
Veränderung, Weiterentwicklung und vielleicht sogar Vermengung mit
dem jeweilig anderen Tanzstil statt fand?
Es soll erforscht werden, in wieweit die Veränderung des Tanzes
auch die eigene Identität verändert.
Wie sehen die eingeladenen TänzerInnen ihre eigene Entwicklung?
eX...it!´07 stellt diese Fragen und versucht in tänzerischen
Bildern Antworten und Ausblicke anzureißen.
eX...it!´07 hat zur inhaltlichen Aufgabe für die geladenen
ChoreographInnen, mittels eines eX...-Begriffs (eXchange it! •
eXpress it! • eXspect it! • eXceed it! • eXaggerate it! • eXhale
it! • eX it! ) einen künstlerischen Beitrag zur Problematik der
Globalisierung und den oben angedeuteten Fragen zu gestalten und
sich selbst mit jeweils einem/r PartnerIn des anderen Tanzstils zu
verbinden und zu verbünden und gemeinsam aus den beiden
Blickwinkeln der unterschiedlichen Tanzstile miteinander an einer
Choreographie zu arbeiten.
Tanz als T(r)anzformation...